Beitrag / Tip der Kategorie: Literatur und Lesen

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11. Internationale LiteraTour auf dem Bodensee


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Claudine Joss, Redaktion www.hobby.ch, 25 aus Flawil schreibt:

Am 12. September 1998 fand an Bord der „Graf Zeppelin“ die 11. LiteraTour statt. In Konstanz, Meersburg und Romanshorn konnten die literaturinteressierten Passagiere dem „schwimmenden Lesesaal“ zusteigen. Während einer ungefähr dreieinhalbstündigen Fahrt auf dem Obersee lasen die Schweizer Romanautorin Margrit Schriber, der Deutsche Dramatiker Tankred Dorst und der Österreichische Romancier Doron Rabinovici aus ihren Werken.


Tankred Dorst, 1925 in Thüringen geboren, schrieb im Alter von elf Jahren sein erstes Theaterstück. Mit seinen 73 Jahren - die man ihm übrigens nicht ansieht - kann er auf über 50 Werke, Theaterstücke, Filme, Hörspiele und Prosatexte zurückschauen. Er gehört zu den meistgespielten deutschsprachigen Theaterautoren.
Die Passagiere kamen in den Genuss, einen Ausschnitt aus dem Theaterstück „Enigma“ zu sehen, das bald nach der LiteraTour im Stadttheater Konstanz seine Uraufführung findet. Zwei Schauspieler verkörperten die Charaktere des eigenbrötlerischen und völlig abgeschieden lebenden Autoren und eines selbsternannten Journalisten. Danach lasen Tankred Dorst und seine Lebensgefährtin Ursula Ehler noch mehrere Ausschnitte aus anderen Werken.


Margrit Schriber wurde 1939 in Luzern geboren. Schon früh hatte sie den Wunsch, Schriftstellerin zu werden. Trotzdem brachte sie zuvor einige andere berufliche Stationen hinter sich: So arbeitete sie als Bankangestellte, Werbegrafikerin und Fotomodel. 1976 wurde ihr Erstlingsroman „Aussicht gerahmt“ veröffentlicht. Ihm folgten Erzählbände, Romane, Theaterstücke und Hörspiele. Nach längerer “Pause“ ist ihr aktueller Roman „Schneefessel“ erschienen, aus dem sie auf der LiteraTour las. „Schneefessel“ beschreibt ein abgeschiedenes Schweizer Bergdorf und dessen Enge. Von Heimatidylle ist nichts zu merken - eher von Melancholie und Unheil. Lini, die Heldin des Romans, ist in dieser Welt gefangen - nur in ihrer Fantasie gelingt ihr die Flucht.


Der jüngste Schriftsteller der „LiteraTour-Trilogie“ war der 1961 in Tel Aviv geborene Doron Rabinovici. Seit 1964 lebt er in Wien. Er ist, wie er selbst sagt, „kein jüdischer Schriftsteller“, sondern „Jude und Schriftsteller“. Bisher schrieb er historische Essays und die Geschichtensammlung „Papirnik“. Sein Erstlingsroman „Suche nach M.“, fand grosse Beachtung in den Feuilletonspalten. Darin verknüpfen sich zwölf Episoden zu einem spannenden Roman. Aber das Buch ist mehr als das: Märchenhafte Aspekte, eine jüdische Familiengeschichte, Begebenheiten jenseits der Realität und ein Kriminalroman verschmelzen mit souveränem Witz. Trotzdem ist das Buch leicht zu lesen und sehr amüsant. Eine der Hauptfiguren des Romans, Dani Morgenthau, ist ein ganz besonderes Faszinosum: Er gesteht bei jeder Gelegenheit die uneingestandene Schuld anderer ein. Dies begann schon in seiner Schulzeit: „Wer warf den Speer gegen Siegfried?“ - „Ich wars, ich!“


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